Geschmacksführer: Portweinfass
Im Jahre 2010 begann Kilchoman mit der Whiskyreifung in einer Reihe von Weinfässern, Madeira-, Portwein- und Sauternes-Fässern, zu experimentieren. Man setzte dabei zunächst ausschließlich auf Vollreifungen, die Anthony Wills gegenüber Finishes präferierte. Nach gut drei Jahren Reifung befanden Anthony Wills und John MacLellan, dass sich die Ruby Port-Hogsheads am besten entwickelt hatten.
So wurde die Anfang September 2014 veröffentlichte Port Cask Matured Release die erste in einer Reihe von jährlich erscheinenden limitierten Weinfass-Releases
Es handelte sich bei der Abfüllung um eine gute 3 Jahre alte Vollreifung in Ruby Portweinfässern. Wegen eines Unfalls (siehe unten) betrug die Auflage nur 6.000 Flaschen, abgefüllt mit einem Alkoholgehalt von 55,0 %.
Anthony Wills schrieb dazu: “We experimented with a number of different cask types to see which ones worked for a full maturation term and the ruby port casks are exceptional at just 3 years old. The palate has a wonderful balance of port influence but maintains much of Kilchoman’s signature characteristics”.
.
Nach der viel gelobten ersten Port Cask-Release im Jahre 2014, erschien Anfang 2018 die 2. Edition. Port Casks gehörten zu diesem Zeitpunkt zu den am seltensten abgefüllten Fässern bei Kilchoman. Die erste Port-Einzelfassabfüllung erschien erst Ende 2019, der bisher auch nur eine Handvoll weitere folgten. Die Port Cask Matured 2nd Edition war somit auch die 2. Kilchoman Port Cask Release überhaupt. Für diese wurden 30 Ruby Port Hogsheads ausgewählt, die alle im Jahr 2014 befüllt wurden, d.h. knapp 4 Jahre alt waren. Es handelte sich hierbei sowohl um 1st Fill als auch um 2nd Fill Port Hogsheads, d.h. einige Fässer der 1. Edition wurden hier erneut verwendet. Die Auflage betrug 10.000 Flaschen abgefüllt mit einem Alkoholgehalt von 50%.
.
Am 28. Mai 2020, dem Kilchoman Open Day beim virtuellen Fèis Ìle 2020, brachte Kilchoman die zweite Limited Release des Jahres 2020 heraus: Am Bùrach. Hinter dem geheimnisvoll klingenden Namen verbirgt sich die Geschichte eines Unfalls. Im Jahre 2014 führte ein Bedienfehler an den Ventilen der von Kilchoman zum Verheiraten der Fässer der größeren Releases genutzten beiden Vatting Tanks dazu, dass sich der Inhalt der beiden Tanks miteinander vermischte. In dem einen befand sich gerade eine Charge Machir Bay in dem anderen die für 2014 angekündigte erste Portwein-Release von Kilchoman.
Anthony Wills zeigte sich alles andere als begeistert von dem Vorfall, seine englische Bezeichnung „a mess“ wurde von General Manager Islay Heads mit „Am Bùrach“ ins Gälische übersetzt und gab dem Ganzen so zumindest einen poetisch klingenden Namen. Wie auch immer, zum Wegkippen war dieser unfreiwillige Blend natürlich zu schade und so entschloss man sich, ihn zurück in gebrauchte Bourbonfässer zu füllen und wieder einzulagern, um später zu entscheiden, was man daraus machen könnte. Die Portwein-Release erschien dann 2014 übrigens in einer deutlich kleineren Auflage als angekündigt, offensichtlich hatte man jetzt nicht mehr so viele Portweinfässer übrig.
Nach 6 Jahren Lagerung befand Anthony Wills, dass sich der Inhalt dieser Fässer zu einem durchaus leckeren Whisky entwickelt hatte, zur endgültigen Abrundung und um den fruchtigen Charakter noch etwas zu verstärken, wurde er dann noch für 6 Monate in kleinen 100l-Ruby Port-Fässern nachgereift.
.
Im Herbst 2024 erschien die dritte limitierte Port Cask Matured Edition. Für sie waren die wiederbefüllten Fässer der beiden vorangegangenen Editionen von 2014 und 2018 verwendet worden. Die enthaltenen Whiskies waren daher zum größten Teil 6 Jahre und zu einem kleineren Teil gut 9 Jahre alt. Die ausschließlich Verwendung von Refill-Fässern bei dieser Release führte zu einem Whisky, der deutlicher als die anderen Kilchoman-Portwein Releases den Destilleriecharakter erkennen lässt, aber in Farbe und Geschmack deutlich weniger Portwein-Einfluss aufweist.
Kilchoman Gründer Anthony Wills schrieb zu der Release: „When we started Kilchoman, we always wanted to do things slightly differently, some distilleries do release full maturation bottlings, but most tend to do finishes. Full term maturation is fun because you don’t always know how it’s going to work out. We’re fortunate that the Kilchoman spirit character lends itself to bind together with experimental casks very nicely.
Port casks and Kilchoman just works, the natural citrus and sweetness of Kilchoman balance nicely with the red berries and cinnamon influence of the port casks. This latest edition, being older and refill casks, has a little more depth of character compared to past releases, I’m very pleased with how it has come together.”
.
Die ersten Nachreifungen in Ruby Port Hogsheads erschienen Ende 2020. Die Gesamtzahl dieser Nachreifungen hat bis heute die 20 noch nicht überschritten. Dafür brachte Kilchoman seit dem 2. Halbjahr 2020 eine ganze Reihe von Nachreifungen in 100l Ruby Port Quarter Casks heraus. Das Finishing in diesen kleinen Fässern führte schnell zu einer deutlichen Portwein-Note der Abfüllungen.
Alle diese Releases reiften zunächst für ca. 7 Jahre in einem Bourbon Barrel, danach wurde dessen Inhalt in jeweils zwei Ruby Port Quarter Casks umgefüllt und in diesen für mehrere Monate nachgereift. Zur Kennzeichnung erhielten die beiden aus einem Bourbon Barrel befüllten Quarter Casks eine „0“ und eine „1“ an die ursprüngliche Nummer des Bourbonfasses angehängt. Aus dem Bourbon Barrel No. 249/2012 wurden die Quarter Casks 2490/2012 und 2491/2012.
In kurzer Zeit (bis Anfang 2021) erschienen knapp 20 dieser Abfüllungen weltweit, die sich einer großen Beliebtheit erfreuten und, auch wegen ihrer geringen Flaschenanzahl, immer schnell ausverkauft waren.
Ab Ende 2021 startete eine neue Reihe von Abfüllungen aus den nun zum 2. Mal benutzten Port Quarter Casks. Die Nachreifungszeiten wurden jetzt auf bis zu zwei Jahre verlängert um einen ähnlichen Portfass-Einfluss wie bei den frisch befüllten Fässern zu erzielen. Außerdem wurde die Kennzeichnung der Quarter Casks auf ein neues, übersichtlicheres System geändert. Der ursprünglichen Fassnummer des Bourbon Barrels wurden jetzt ein „A“ und ein „B“ angehängt. Von diesen Releases ist bisher ein halbes Dutzend erschienen, einige weitere dürften folgen. Ob Kilchoman in Zukunft mit dann neuen Port Quarter Casks weiterarbeitet, bleibt abzuwarten.
Innerhalb der Small Batch Reihe für ausgewählte Märkte (auch: Triskele Casks), deren Konzept es bekanntlich ist, den Einfluss verschiedener „experimenteller“ Fasstypen auf den Kilchoman-Whisky zu illustrieren, erschien eine Abfüllung mit Portweinfass-Anteil erstmals Mitte 2019. Dieser folgten bisher ein halbes Dutzend weiterer Releases weltweit.
Bei allen hier besprochenen Abfüllungen handelt es sich um Ruby Port Reifungen oder Nachreifungen. Abfüllungen aus Vintage-, White- und Tawny-Portweinfässern hat Kilchoman bisher noch nicht veröffentlicht. Es lagern aber einige dieser Fässer in den Kilchoman-Warehouses, so dass wir in näherer Zukunft mit solchen Abfüllungen rechnen dürfen.
.