Kilchoman STR Cask Matured

Fassart: STR Hogsheads

Fässer befüllt: 2012

Flaschenabfüllung: 04/2019

Alkoholstärke: 50,0 % abv

Phenolgehalt: 50 ppm

Flaschenanzahl: 14.500 Flaschen

Flaschengröße: 0,7 l / 0,75 l

Bottle Code: 23.04.19 19/45

Vertrieb: weltweit

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Am 8. Mai 2019 erschien als Limited Release erstmals bei Kilchoman ein »STR Cask Matured«. Das STR-Fass – die Buchstaben stehen für Shaving, Toasting und Re-Charring – ist eine Erfindung des leider viel zu früh verstorbenen James Swan, der als Experte und Berater entscheidenden Einfluß auf die Planung und den Betrieb der Kilchoman-Destillerie in ihren Anfangsjahren hatte. Dabei wird die innere Oberfläche von gebrauchten Rotweinfässern zunächst abgehobelt (shaved) wodurch eine neue Oberfläche aus gering rotweingesättigtem und frischem Eichenholz entsteht. Dies führt zu einer subtileren Rotweinnote des in diesem Fass gelagerten Whiskies, als dies bei unbearbeiteten Rotweinfässern der Fall ist. Danach wird die innere Oberfläche getoastet, d.h. über einem Feuer aus Eichenholzspänen, die aus gebrauchten Fassdauben gewonnen wurden, erhitzt. Dies führt zu einer Karamellisierung der im frischen Holz enthaltenen Zucker und Vaniline. Zum Schluß wird das Fass dann ausgebrannt (re-charred) um eine hohe Geschmacks-Extraktion aus dem Holz zu gewährleisten.

Anthony Wills wählte für die Release 43 Fässer aus, die im Jahr 2012 befüllt worden waren.

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Geschmacksnotizen

Florian Lenhardt:

Nase:
Eine schöne süße Himbeere als Überton, dazu recht ordentlicher Eicheneinfluss, der etwas Trockenheit und Würze mitbringt, der Rauch ist in der Nase gar nicht allzu präsent, etwas Säure, weinig, speckig, ja wirklich dann doch insgesamt recht trocken, leicht malzig, ja schon gut Holz, leicht angekokelt.
Nach dem ersten Schluck cremiger, etwas Vanille kommt dazu, Schokolade (Zartbitter)

Geschmack:
Ölig, vollmundig, startet süß, der Rauch ist hier intensiver, fruchtig, Rotwein, Himbeere, Zimt, dann schlägt auch hier die Eiche zu, es wird trockener, der Mund ist etwas beschlagen, Säure, intensiv, insgesamt ein schönes Mundgefühl, gut zu trinken, die 50% treffen es mal wieder auf den Punkt

Abgang:
Am Gaumen noch rot fruchtig süß, im Mund zunehmend trockene Eiche, aschiger Rauch, angenehm und wärmend ausklingend.

Ganz zu Beginn dachte ich „schade schon wieder Rotwein, mal was Neues wäre nicht schlecht“, aber die ausgebrannten Fässer machen das Ganze nun wirklich sehr interessant, der starke Eicheneinfluss ist deutlich, aber macht für mich das Ganze komplexer und spannender und die fruchtiger Süße vom Rotwein stellt dazu einen schönen Gegenpol dar.
88 / 100 Punkte

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Archer:

Nase:
Die Aromen aus dem Rotweinfass sind unmittelbar präsent. Wäre da nicht der typische Kilchoman-Rauch, man würde ihn nicht zwingend als Kind der Rockside Farm identifizieren können. Geräucherte Speckstreifen, Kaugummi mit Kirschgeschmack, Traubensaft, Menthol. Datteln im Speckmantel. Durch den Rauch und den Speck wirken die Fruchtnoten nicht süßlich, sondern sie verleihen der Nase nur ein angenehm fruchtiges Aroma. Angekokeltes Holz, Thymian, Majoran, Koriander. Entfernt Schmierfett und Kettenöl. 89

Geschmack:
Startet auf der Zunge mit angenehmer Kraft, kippt sofort eine dichte Wolke Torfrauch in den Mundraum. Süße Amarena Kirschen, Brombeergelee, Himbeersirup. Leicht herb von kokelnden Holzscheiten. Leder- und Tabaknoten. Muskatnuss, Pfeffer, Majoran. Dunkle Schokolade, Espressobohnen. Die Rotweinvorbelegung sorgt für tiefdunkle, fruchtige Noten, die STR-Behandlung für ein Gegengewicht an Herb- und Trockenheit. Fügt sich sehr gut zusammen, passt wie Arsch auf Eimer. 89

Abgang:
Mittellanger und trockener Abgang, in dem der Torfrauch noch mal ordentlich auf die Tube drückt, die Früchte dennoch nicht kleinbeigeben und sich zu guter Letzt noch Schokoladen- und Toffeenoten zeigen. 88

Im Rahmen eines von Peter Wills geleiteten Kilchoman-Tastings hatte ich ihn schon einmal im Glas, neben sieben anderen Kilchoman. Er kam recht zum Schluss dran, und er ist mir, obwohl da eine Reihe anderer Drams zuvor in meinem Glas waren, sehr positiv in Erinnerung geblieben. Ich war gespannt, wie er mir in einem unvorbelasteten Tasting gefallen würde – wie schön, dass er mir letztendlich sogar noch ein bisschen besser gefallen hat.
89 / 100 Punkte