Geschmacksführer: Tequila-Fass
Im Jahre 2019 hatte die Scotch Whisky Association (SWA), der Interessenverband der schottischen Whiskyindustrie, die Regularien zur Fassreifung von schottischem Whisky geändert. Im Zuge des Trends Whisky in immer exotischeren Fässern zu reifen oder nachzureifen um den Konsumenten neue Geschmackserlebnisse zu bieten, waren Forderungen nach Lockerung der bisherigen, von vielen Destillerien als restriktiv empfundenen Regeln immer lauter geworden, einzelne Destillerien hatten die bestehende Regeln schon „kreativ ausgelegt“ und einzelne Calvados- oder Cidrefass-Nachreifungen auf den Markt gebracht. (Auch bei Kilchoman waren die ersten Calvados-Fässer schon vor 2019 befüllt worden.)
Nach den alten Regularien durfte schottischer Whisky nur in Eichenfässern lagern, die „traditionell in der Industrie verwendet“ worden waren, d.h. Bourbon-, Sherry-, Rum-, Wein- und Bierfässer, um nur die Wichtigsten zu nennen. Die neuen Regeln erlauben nun auch die Verwendung von Fässern, in denen vorher andere Spirituosen gereift waren, soweit eine Fassreifung Teil der traditionellen Herstellung dieser Spirituosen ist. Das sind z.B. die beiden Agaven-Schnäpse Tequila und Mezcal, Calvados sowie Obstbrände soweit sie nicht aus Steinobst hergestellt wurden. Weiterhin nicht erlaubt ist dagegen die Verwendung von Cidre- und Ginfässern.
Im Jahre 2020 befüllte Kilchoman probeweise erstmals je 25 Tequila- und Mezcal-Fässer, einige zur Vollreifung bestimmt, einige zum Finishing. Wie Anthony Wills mehrfach berichtete, wurde man von der Entwicklung des Whiskies in diesen Fässern sehr positiv überrascht und befüllte deshalb um die Weihnachtszeit 2020 gleich einige weitere.
Die erste Tequila Finish Single Cask Release erschien als Online Shop Exclusive am 21. April 2021. Dieser folgten seitdem ein gutes Dutzend weiterer Abfüllungen weltweit, alles Nachreifungen mit einem Alter zwischen 8 und 10 Jahren und einer Nachreifungszeit zwischen 6 Monaten und knapp drei Jahren. Auf die erste Tequila-Vollreifung werden wir wohl noch ein paar Jahre warten müssen.
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Wie schmeckt Kilchoman-Whisky aus dem Tequila-Fass?
Anhand der bisherigen Abfüllungen lässt sich zunächst einmal konstatieren, dass das Tequila Fass kein dominantes Fass ist, sondern dass das bekannten Spektrum der Geschmacksnoten eines ca. 8 Jahre im Bourbonfass gereiften Kilchomans (gekochte gelbe Früchte, Zitrus, Gerstenmalz) um einige Töne ergänzt wird, dies aber recht deutlich wahrnehmbar. Da ist vor allem eine besonderen Fruchtigkeit zu nennen, die durchaus an grüne Agave erinnert. Dazu kommt eine zuckerwatteartige überragende Süße, besonders im Abgang. Durchaus sehr lecker das Ganze, auf längere Tequila-Nachreifungszeiten bzw. die erste Vollreifung sind wir schon sehr gespannt!
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